Schüler = motiviert!
Schüler im Privatunterricht sind in den allermeisten Fällen hochmotiviert und beim guten Lehrer sicher auch mit Spaß dabei. Trotzdem kann es immer mal eine Phase ohne große Euphorie geben. So wie Schatten zum Licht gehört, ist das auch mal normal. Deswegen hier ein Ratgeber mit Infos rund um dieses Thema.
Typen
Es gibt verschiedene Typen. Einige üben sehr viel und brauchen das auch. Andere weniger – sie benötigen für ihre Kreativität, dass ihre Greifmotorik nicht immer die ausgelatschten Wege geht. So etwas muss man auch akzeptieren. Beispiel (extrem): Billy Sheehan war mit Richie Kotzen auf Tour; Billy übte jeden Tag mehrere Stunden, Richie gar nicht.
Zeiten
Ohne Fleiß kein Preis? Musikalische Kompetenz geht nicht ohne Zeitinvestition. Es lohnt sich auch nicht, zu warten, bis Schulzeit, Berufsausbildung oder ein Lebensabschnitt zu Ende ist, oder bis man endlich Selbstverwirklichung betreiben kann. Ich habe mehrfach erlebt, wie dann gesagt wird: „Das wollte ich schon immer machen. Wie ärgerlich, dass erst so spät mit den eigentlichen Lebenszielen begonnen wurde.“
Generelle Kompetenzen
Als gesichert gilt, dass Musiker durchschnittlich bessere Schulnoten haben, mehr und größere Hirnareale aktiviert werden, höhere emotionale Kompetenz aufgebaut wird, ein wunderbarer Ausgleich zu trockenen wissenschaftlichen Themen stattfindet, das Darstellen und Präsentieren geübt wird, Musik eine internationale Sprache ist, die überall auf der Welt tiefe Emotionen ansprechen kann, und der Beruf des Musikers als hochattraktiv eingestuft wird.
Ursprung
Woher kam die ursprüngliche Motivation? Was ist die Zielsetzung des Schülers? Daran zu erinnern, kann ab und an durchaus positive Schübe auslösen.
Meta-Betrachtung
Menschen leben in Gruppen-Identifikationen. Das hat uns in grauer Vorzeit das Leben gerettet. In einer Gruppe der Musizierenden zu sein, ist ein hoch bewertetes Leitbild und gesellschaftlich sehr geachtet Musikalische Skills können auch heutzutage das Überleben sichern – in einer Gesellschaft mit immer schnelleren Berufszyklen und sich verändernden Berufsbildern, sei es durch Auftritte oder auch durch Unterrichten.
Übungsroutine
Es hilft, einen Übungsplan zu erstellen. Dieser sollte Abschnitte für verschiedene Techniken enthalten (z. B. Legato-Spiel, Alternate-Picking, Hybrid-Picking, Fingerpicking, Plec-Spiel, Tapping, Licks etc.), genauso wie die Anwendung – also Lieder/Songs oder Teile davon spielen. Das Ganze zu strukturieren – hilft!
Dauer
Das ist natürlich abhängig von der Zielsetzung. Generell sind wöchentlich 2,5 Stunden schon anzustreben. Mehr schadet nicht.
Und 10 Minuten tägliches, konzentriertes Üben ist besser als eine halbe Stunde rumdödeln, weil die Konzentration für die längere Zeitspanne nicht ausreicht.
Kleine Abschnitte
Es lohnt sich, das Übungsmaterial in kleine Einheiten aufzugliedern. Es dient der Übersichtlichkeit, macht Ziele subjektiv kleiner und bietet als Herangehensweise einen immer genau wiederholbaren Plan. Dieses „Rezept“ lässt sich wunderbar auf alle anderen Probleme des Alltags übertragen (Hausaufgaben, Referate etc.).
Laaangsaaaam
Wenn man beim Üben zu schnell ist, macht man kleine Fehler, die sich im Gehirn als motorisches Muster einprägen. Diese werden dann beim erneuten Spielen der Passage von den Synapsen abgerufen, und die Fehler treten erneut zutage. Also: langsam üben.
Mississippi
Steve Vai-Zitat: Zwischen jedem neuen Ton sollte beim Üben das ausgesprochene Wort „Mississippi“ passen.
Einparken
Mein beliebter Spruch: Wenn man einen Ferrari in die Garage einparkt, fährt man auch nicht ein bisschen in die richtige Richtung und ein bisschen gegen die Wand. Also: akkurat und sauber so langsam spielen, dass keine Fehler eingeübt werden.
Pausen
Das Gehirn braucht Zeit, um neue Bewegungsmuster zu erlernen. Man lernt quasi in den Pausen. Selbst kleine Unterbrechungen schaffen etwas, und ganze Tage Pause sind manchmal sogar gut. Man braucht Geduld und Spucke… und die Erkenntnis darüber.
Was Üben?
Üben heißt natürlich vor allem, das zu üben, was man noch nicht gut genug oder noch gar nicht kann. Das Ziel ist, die eigenen Fähigkeiten zu festigen und zu erweitern – also das eigene Spiel und die eigenen Skills kontinuierlich zu verbessern.
Tagesform down?
Der Plan sollte auch für unmotivierte Tage etwas vorsehen:
Fingergymnastik, Stretching
Technische Übungen wie z. B. stumpfe Tonleitern
Unterlagen aufbereiten, auf- und abschreiben
Es gibt viele gute Bücher/Hefte mit kurzweilig geschriebenem Material zum Thema Musik. Dafür muss auch mal Zeit sein.
Wiederwiederwiederholen…
Üben heißt ja auch wiederholen…
Dabei gibt’s keine feste Grenze…?
Effektiv
Um die meist knappe Zeit effektiv einzusetzen, sollte man auf langsames UND richtiges Üben achten. Das heißt, nicht nur langsam mit Metronom üben, sondern auch peinlich genau darauf achten, Fehler zu vermeiden.
Letzter Durchgang muss stimmen!
Und immer mit einer richtigen Version abschließen!
Und wenn’s mal nicht klappt, gnädig mit sich selbst sein! Über eigene Fehler sollte man nicht sauer oder frustriert sein.
Besser ist ein frohes Gemüt und sich über das hohe Lernpotential zu freuen! (? … naja)
Gern hilft auch professioneller Rat in Form eines Lehrers.
Rüstzeit
Wenn man beim Üben ein Level erreicht hat, das man beim Vorspiel vielleicht nicht sofort abrufen kann, nenne ich das „Rüstzeit“. Diese braucht jeder Mensch in unterschiedlichem Maße, und man sollte sich selbst gegenüber so nett sein, das zu akzeptieren.
Stringenz
Es gibt Menschen, denen es hilft, sich Ziele zu setzen. Das kann ein Vorspiel sein, vielleicht zu einem bestimmten Ereignis (Geburtstag, Weihnachten). Mit hoffentlich moderatem Zeitdruck wird dann zielgerichtet und eifrig an bestimmten Dingen beim Üben festgehalten, was häufig gut ist.
Es gibt aber auch Leute, die so etwas hassen und dann auf stur schalten.
Equipment
Beim üben sollte man
Nicht abgelenkt sein von einem unbequemen Stuhl.
Ein Metronom am Start haben (hat ja fast jedes Handy…).
Die Sachen aufnehmen können (geht auch mit dem Handy). Niemand ist ein härterer Kritiker als man selbst.
Vielleicht einen Notenständer parat haben.
Das Arbeitsgerät (=Musikinstrument) muss gut funktionieren – am besten von professioneller Seite gecheckt sein.
Eine Fußbank braucht man meiner Meinung nach in den wenigsten Fällen (hat Metallica auch nicht :-)).
Umgebung
Raum der Konzentration schaffen.
TV/Radio/Handy/Klingel aus.
es gibt Leute, die mit viel Licht besser lernen können.
Freunde/Bekannte
Gibt es jemanden im Freundeskreis, mit dem man sich austauschen kann? Der einen inspirieren kann? Vor dem man mal einen raushauen kann? Jemand, der ergänzend dazu singt oder ein weiteres Instrument spielt? Der Pläne für eine Zukunft als Rockstar mit schmiedet?
Schäden
Wenn man Haltungsschäden bereits im Kindesalter festigen möchte, sei das Negativbeispiel David Garrett genannt. Regelmäßig täglich mehr als 4 Stunden zu üben, halte ich für ungewöhnlich und auch nicht zeitgemäß. Bei Mozart, Bach und Beethoven mag das vielleicht noch gegangen sein, aber damals gab es weder Internet, TV, Bundesliga noch Fußballvereine etc.
Wenn man Weltmeister werden will
…Lang Lang’s Übungsplan
Quelle:
Musik ist meine Sprache: Die Geschichte meines Lebens.
Lang Lang Autobiografie
Generelle Benefits
Üben übt!
Das heißt, die Merkfähigkeit wird ganz allgemein trainiert. Problemlösungsstrategien sind auf andere Bereiche des Lebens übertragbar. Die Erkenntnis, auch anfangs scheinbar unerreichbare Ziele zu erreichen, stärkt das Selbstbewusstsein. Sich konsequent, stringent und über längere Zeiträume mit Aufgaben zu beschäftigen, ist für alle Tätigkeiten gut. Erfolgserlebnisse damit zu verknüpfen, ist ideal, um im Leben erfolgreich zu sein!
Fehler
Die Gitarre steht nicht griffbereit, sondern irgendwo eingepackt. Jede kleine Griffeinheit, jedes Mal ein Lick spielen, schafft etwas. Also: das Instrument in den Alltag einbauen – die Gitarre ins Wohnzimmer neben die Couch stellen. Lieber 2-3 Mal täglich, vielleicht auch nur kurz, zum Instrument greifen, als nur eine schicke Hülle anzuschauen!
Negative Motivation
Größter Fehler: mit Drohungen oder Druck arbeiten. Hirnforscher wissen, dass Lernen unter Angst oder Stress in ganz anderen, weniger günstigen Hirnregionen stattfindet als Lernen mit Lust, guter Laune und Freude.
Also nie sagen:
Wenn du nicht… dann …
Besser:
Wenn du … (bis zum ..) schaffst… dann …
Aufgaben für Eltern
Loben – loben – nochmals loben!
Manchmal kann z. B. eine neue Gitarre durchaus beflügeln – den Schüler, den Einzelhandel und auch den Lehrer. Selbst die Eltern haben daran meist große Freude! Es geht auch in kleineren Dosierungen: Gurt, Kabel, Plecs, Plektrum-Dose, Gitarrentasche, Klavierbank, Lern-Gutschein, Konzertbesuch.
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